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sind, sie in Konkurs gehen zu lassen, ohne
das Gesamtsystem zu gefährden, hat ge-
rade in der Entstehungsphase der Banken-
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und Neugründung von Banken sind daher
zwei wichtige Ansatzpunkte für Reformen;
und eben besondere Regulierung für Groß-
banken – nicht aber eine generelle Regulie-
rungsverschärfung.
Bei der Suche nach vernünftigen Reform-
elementen richtet sich der Blick auf die Ur-
sachen der Bankenmisere, die viel mit in-
transparenter Auslagerung von verbrieften
Papieren in bankeigene Zweckgesellschaf-
ten außerhalb des Radars der Bankenauf-
sicht und der Bankbilanzen zu tun hat. Als
die US-Subprime-Krise im Kontext sinken-
der US-Immobilienpreise im Sommer 2007
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rung der verbrieften langfristigen Immo-
bilienkredite in den Zweckgesellschaften
mangels Vertrauen in die Werthaltigkeit
der Hypothekenportfolios nicht mehr ge-
lang, fragte sich jede Großbank, wie viele
abschreibungsbedrohte Wertpapierportfo-
lios wohl andere Großbanken im Rahmen
außerbilanzieller Geschäfte ausgelagert
hatten und nun in die Bank bzw. die Bilanz
zurückholen mussten. Kurz, es entstand
eine verbreitete Unsicherheit, wie hoch der
Abschreibungsbedarf bzw. das Verlustpo-
tenzial und damit letztlich auch das Exis-
tenzrisiko bei möglichen Partnerbanken
waren. Es ergab sich das Problem einer
zunehmenden Qualitätsunsicherheit bei
der Einschätzung von Bilanzkennzahlen
und letztlich von Banken selbst und mit den
zunehmenden sichtbaren Abschreibungen
in Herbst 2007 und Frühjahr 2008 stieg das
Ausmaß des Misstrauens bzw. der „nega-
tiven Risikovermutungen“. Der Interban-
kenmarkt in den USA, Großbritannien und
der Eurozone trocknete aus. Theoretisch
entspricht dies einem Zitronenmarkt-Pro-
blem, das von Akerlof in den 70er Jahren
allgemein analysiert wurde: Marktversa-
gen durch asymmetrische Information und
negative Qualitätsvermutung. Wieso die
Bankenaufsicht bzw. der Staat zulassen
konnten, dass Großbanken nach dem Eis-
berg-Modell organsiert werden konnten, bei
dem der größte Teil der Aktivitäten außerbi-
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lich; Bankbilanzen müssen volle Informatio-
nen über alle Bankaktivitäten geben, sonst
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Finanzmärkte. Der New Yorker Lehman-
Konkurs am 15.9.2008 zerstörte noch mehr
Vertrauen, er steht für ein unverantwortli-
ches ideologisch motiviertes Experiment
der konservativen Bush-Administration, die
mitten in der Bankenkrise beweisen woll-
te, dass der Staat tatsächlich eine Bank in
Konkurs gehen lassen kann.
Eine vernünftige Antwort auf die Banken-
und Finanzmarktkrise kann es nicht sein,
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verankern. Wie anders als durch Teilver-
staatlichung und Eingriffe in Entlohnungs-
systeme kann man die Missstände in Teilen
des Bankensystems – kaum eigentümer-
geführte Banken betreffend – beseitigen?
Wenn man eine stärker langfristige Orientie-
rung des Managements wünscht und mehr
Stabilität auf den Finanzmärkten, dann sind
mehrere Maßnahmen wichtig: Erstens be-
darf es eines veränderten Anreizsystems
für Bankmanager, nämlich in Richtung auf
Anreize, verstärkt über nachhaltig erziel-
bare Eigenkapitalrenditen nachzudenken.
Dies läuft darauf hinaus, dass Banken nach
Möglichkeit nicht in einem Jahr 25% Eigen-
kapitalrendite haben sollten, im Folgejahr
5% und danach -20% (oder wie bei der
UBS – 170% im vierten Quartal 2008), son-
dern es sollten die Renditen in einem realis-
tischen Korridor gehalten werden. Mit einer
neuartigen Rendite-Volatilitätssteuer – ge-
nauer mit einer Besteuerung der über meh-
rere Jahre gemessenen Varianz der Eigen-
kapitalrendite – ließe sich das gewünschte
Ergebnis erzielen. Demnach werden Ban-
ken künftig nicht allein nach ihrem Gewinn,
sondern auch nach der Schwankungsinten-
sität der Eigenkapitalrendite besteuert.