Seite 21 - Schumpeter School Alumni e.V.

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Die 80er Jahre oder die misslungene Konsolidie-
rung
Eigentlich sollte das neue Jahrzehnt den allgemei-
nen Durchbruch des
neuen
Hochschultyps
bringen, indem alle Uni-
versitäten des Landes an
diesen Gesamthochschul-
typ angepasst wurden.
Demgegenüber trat ein
hochschulpolitisches Patt
ein, und dies führte dazu,
dass nicht die Universitäten zu Gesamthochschulen
wurden, sondern ab 1980 den Gesamthochschulen
der Begriff „Universität“ in ihrem Namen vorange-
stellt wurde, wobei das Gesamthochschulentwick-
lungsgesetz (GHEG) Ende 1979 aufgehoben wur-
de. Die Hochschule in Wuppertal hieß demzufolge
„Universität-Gesamthochschule Wuppertal“ und im
Jahr 1983 wurde dieser Namen regionalbezogen er-
weitert und in „Bergische Universität-Gesamthoch-
schule Wuppertal“ geändert.
Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft prägte
die Jahre des neuen Jahrzehnts auf eine besonde-
re Art. Sowohl hochschulpolitisch als auch perso-
nell bedingt wurden die neuen Organisations- und
Machtstrukturen zu ausgesprochen konfliktbezo-
genen Instrumenten weiter entwickelt. Unter der
Glocke der beginnenden gesamthochschulpo-
litischen Windstille und der Besonderheiten in
Wuppertal kam es zu „Stürmen im Wasserglas des
Fachbereichs“, ausgelöst sowohl durch Alltagsent-
scheidungen als auch durch strategische Optionen.
Der Fachbereich wuchs parallel dazu in diesem
Zeitraum bei etwa gleicher preisbereinigter Finanz-
ausstattung von rd. 1.150 Studierenden Anfang
1980 auf rd. 3.450 Ende 1989, die Anfängerzahlen
pro Studienjahr stiegen von 300 auf maximal 900
am Ende des Jahrzehnts, die Zahl der Professoren
erhöhte sich aber nur von 28 auf 29 und die der wis-
senschaftlichen Mitarbeiter von 25 auf 27.
Änderungen waren notwendig, doch wurde zunächst
weniger über Inhalte und Strukturen, sondern mehr
über quantitative Verbesserungen der Ausstattungen
gehandelt. So profitierte der Fachbereich Wirt-
schaftswissenschaft 1988/89 vom sog. Hochschul-
förderprogramm mit einem Zuwachs von neun wis-
senschaftlichen und vier nichtwissenschaftlichen
Mitarbeiterstellen.
Die 90er Jahre oder Ruhe nach dem Sturm
In den 90er Jahren geriet das
Modell Gesamthochschule end-
gültig in die Defensive und das
Ministerium intervenierte zuneh-
mend weniger bei Detailfragen.
Vielmehr wurde die „Bergische
Universität-Gesamthochschule
Wuppertal“ unter maßgeblichem Engagement des
damaligen Rektors zu einer der Modellhochschulen
für das Experiment „Hochschule und Finanzautono-
mie“ ausgewählt. Damit sollten die Möglichkeiten
für eine flexiblere Haushaltsführung und erste zag-
hafte Ansätze eines unternehmensbezogenen Fi-
nanzmanagements erprobt werden.
Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft beruhigten
sich die Gemüter der beteiligten Personen allmäh-
lich und bei nach wie vor hohen konflikthaltigen
äußeren und inneren Problemen deutete dies nicht
gerade auf eine neue Aufbruchstimmung hin. Viel-
mehr entschied man sich für einen höheren Tole-
ranzpegel und eine verstärkte personelle Stetigkeit
bei Führungs- und Verwaltungsaufgaben. Dies er-
öffnete nach außen neue Spielräume für eigene For-
schungsaktivitäten, für Unternehmensgründungen
und außeruniversitäre Kooperationen, während
nach innen der universitätsorientierte Umbau des
Fachbereichs in Richtung auf die Umsetzung des
Lehrstuhlprinzips bei gleichzeitiger Umwandlung
der sog. b-Professorenstellen und die schrittwei-
se Einführung von Managementelementen in die
Fachbereichspolitik erfolgte.
Auch auf studentischer Seite verabschiedete man
sich allmählich vom Gründergeist, so z. B. in der
Fachschaftszeitung „Abwärts“ und die ASTA-Vi-
sion einer (Friedrich) Engelsburg als Standortbe-
zeichnung für den neuen Wuppertaler Hochschultyp
verblasste allmählich. Symbolisch für diese Rich-
tungsänderung der Fachbereichspolitik wirkt das
Faktum, dass es im Jahrzehnt der 80er Jahre neun
Dekane gab, während in den 90er Jahren nur zwei
Professoren als Dekane gewählt wurden.
Das Jahrzehnt ab 2000 oder Aufbruch zu neuen
Ufern
Auf Landesebene war der hochschulpolitische Ei-
fer endgültig erlahmt, die Hauptverantwortlichen
entweder mit anderen Aufgaben befasst, in anderen
WTALumni Jahresmagazin 2007
21
Uni/GHS-Dekane
1980 - 89
Prof. Dr.
Wolfgang Sodeur
Günter Hobbensiefken
Burkhard Sievers
Otto Roloff
Wolfgang Sodeur
Gerold Behrens
Klaus Bartölke
Norbert Koubek
Uni/GHS-Dekane
1990 - 99
Prof. Dr.
Günter Schiller
Winfried Matthes
Dieter Krause
WTALumni im Jahr 2007