Seite 39 - Output11

Basic HTML-Version

BUW.
OUT
PUT Nr.
11
FOrschungsmagazin der Bergischen Universität Wuppertal
/
Sommersemester 2014
39
oder durch Untersuchungen mit Arthrometern zu
quantifizieren. Das physiologische (normative) Bewe-
gungsausmaß des Gelenkes wird überschritten und be-
reitet dem Sportler Probleme.
·
·
Die akute OSG-Instabilität entwickelt sich aus ei-
ner Kapselbandverletzung (OSG-Distorsionstrauma).
Durch die mechanische Instabilität ist auch die neuro-
muskuläre Kontrolle des OSG durch eine veränderte In-
nenwahrnehmung (Propriozeption), neuro-muskuläre
Defizite und durch Schmerz verändert.
·
·
Die funktionelle OSG-Instabilität ist durch ein
subjektives Gefühl der Instabilität oder durch rezidi-
vierende Umknicktraumen gekennzeichnet und kann
mit oder ohne begleitende mechanische Instabilität
vorkommen. Die Folgen einer funktionellen OSG-
Instabilität können neben dem höheren (Wieder-)Ver-
letzungsrisiko auch Langzeitschäden wie die Entwick-
lung einer Arthrose im OSG sein. Da die funktionelle
OSG-Instabilität meist nur in spezifischen Situationen
im Sport und nur bei bestimmten Bewegungsabläufen
auftritt, ist sie weit schwieriger messbar als die mecha-
nische OSG-Instabilität.
·
·
Ca. 20 bis 40% der akuten OSG-Instabilitäten entwi-
ckeln sich zu einer chronischen OSG-Instabilität. Unter
dem Begriff der chronischen OSG-Instabilität werden
die mechanische OSG-Instabilität und die funktionelle
OSG-Instabilität zusammengefasst.
Da die Bandbreite der anatomischen, biomechani-
schen und neuromuskulären Risikofaktoren sowie die
Unterschiede zwischen den Sportarten groß sind, müs-
sen Empfehlungen zur Minimierung von Risikofakto-
ren sowohl auf das Individuum als auch auf die Sportart
Bezug nehmen. Unterscheidbar sind intrinsische, in der
Person gelegene Risikofaktoren und extrinsische Risiko-
faktoren, die in Interaktion mit der Umwelt wirken. Ei-
nige Risikofaktoren sind veränderbar (Tab. 1 u. Tab. 2).
Um die Qualität zu sichern, sollten Behandlungen
den (empirischen) Erkenntnissen der „Evidence Based
Medicine“ (EBM) entsprechen – auf möglichst hohem
Evidenzlevel. Die EBM fungiert quasi als „Leitplanke“
medizinisch-therapeutischen Handeln, wobei die Stu-
dienlage zur Prävention von OSG-Distorsionen nach
wie vor lückenhaft ist. Insbesondere im Hochleistungs-
sport herrschen kleine Fallzahlen und hohe Individua-
lität vor. Die Planung präventiver Programme ist daher
schwierig und basiert nicht nur auf wissenschaftlichen
Befunden, sondern zum großen Teil auf Erfahrungs-
werten. Daher werden auch in Zukunft klinische Ent-
scheidungen anhand der Schnittmenge von Patient,
klinischer Erfahrung sowie wissenschaftlicher Evidenz
getroffen werden (Abb. 2 u. Tab. 3, S. 40/41).
Um OSG-Distorsionstraumen zu vermeiden, sind
neben der Minimierung von Risikofaktoren präven-
tive Maßnahmen sinnvoll. Bis heute ist jedoch unklar,
welche Faktoren bei einer OSG-Distorsion individuell
bedeutsam sind und auf welchem Wege ein präventiv
orientiertes Training wirksam ist. In Frage kommen u. a.
die Propriozeption, die neuronale Weiterleitung, die
zentrale Impulsverarbeitung, die peroneale Reaktions-
zeit oder die Kraft der Fuß- und Sprunggelenksmusku-
latur. Problematisch ist, dass das subjektive Gefühl der
OSG-Instabilität nur gering mit der Bandlaxität, ebenso
wenig mit der Gleichgewichtskontrolle korreliert.
Für die Planung präventiver Therapie- und Trai-
ningsmaßnahmen in der Sekundär- und Tertiärprä-
vention sind insbesondere die Kenntnisse des Unfall-
»
{ Injuries and impairments to the upper ankle joint }
»