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PUT Nr.
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FOrschungsmagazin der Bergischen Universität Wuppertal
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Sommersemester 2014
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mechanismus, die Schwere
und Lokalisationen der Vor-
schädigungen sowie der Be-
gleitverletzungen bedeutsam.
Um OSG-Distorsionstraumen
zu vermeiden, müssen die Sport-
ler im konditionellen Bereich für
Belastungen imWettkampf innerhalb
der Sportart (sportartspezifische Hand-
lungssituationen und Bewegungsabläufe)
vorbereitet sein, da ein schlechter Trainingszustand,
Ermüdung und eine schlecht ausgeprägte Technik (Ko-
ordination) prädisponierend für Verletzungen ist. Eine
falsche Trainingsgestaltung oder externe Faktoren wie
nicht angepasstes Schuhwerk oder Bodenbelag bilden
für OSG-Traumen eigene Risikofaktoren.
In systematischen Reviews konnte gezeigt werden,
dass mittels Balance- und Koordinationsübungen kei-
ne (bedeutsamen) Präventionseffekte zur Verhinde-
rung einer erstmaligen OSG-Distorsion erzielt werden
konnten. Wichtig ist jedoch die Tatsache, dass es nach
bereits stattgefundenen OSG-Distorsionen mittels Ba-
lance- und Koordinationsübungen Präventionseffekte
gab, die die Gefahr einer erneuten Verletzung reduzier-
ten.
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Dabei ist zu beachten, dass – während bei wenig
trainierten Sportlern fast alle Präventionsprogramme
wirksam sind – dies auf hochtrainierte Sportler nicht
in gleichem Maße zutrifft.
Zur Prävention von erneuten OSG-Distorsionstrau-
men haben daher aktive Präventionsprogramme bei
Sportlern, die Risikosportarten ausüben (z.B. Fußball,
Volleyball, Basketball) eine besondere Bedeutung; sie
müssen auf die Sportart und Leistungsklasse abge-
Verletzungen und Schädigungen des oberen Sprunggelenks
»
stimmt sein. Übungen mit
Wackelbrettern- und Thera-
piekreiseln sind – was die Re-
Traumatisierungsraten betrifft
– gegenüber Kontrollgruppen
ohne entsprechendes Übungs-
programm effektiv, wobei zwischen
„Home-Programmen“ und „angelei-
teter Physiotherapie“ keine Unterschiede
bestehen. Wichtig ist, nicht nur im nicht er-
müdeten Zustand, sondern auch unter Vorermüdung
ein sensomotorisches Training zu absolvieren.
Auch zu den Reflexantworten und deren Bedeutung
für OSG-Distorsionstraumen gibt es nur wenige Hin-
weise. Durch Training soll die sensomotorische Kont-
rolle optimiert werden (Ziel: angepasste Reflexantwor-
ten). Dieser Aspekt hängt eng mit der Antizipation
(Vorwegnahme) gefährdender Situationen im Training
und Wettkampf zusammen, die speziell und in direk-
ter Abhängigkeit zur Sportart geschult werden sollten.
Sportartspezifische Anforderungen wie Krafteinsätze,
Sprünge, Balanceübungen, etc. müssen trainiert werden
– und nicht nur Gleichgewichtsübungen auf instabilen
Unterstützungsflächen (z.B. Therapiekreisel).
Da „sensomotorisches Training“ neuromuskulär
hoch beanspruchend ist, sollten vor hohen sportli-
chen Belastungen (Training) keine umfangreicheren
präventiven Übungen absolviert werden, um Vorer-
müdung zu vermeiden. Wichtig ist die sachgerechte
Anleitung durch Therapeuten und Trainer, um eine
angemessene Übungsauswahl und Bewegungsaus-
führung zu garantieren. Die sportartspezifische Aus-
richtung des sensomotorischen Trainings sollte auch
Wissenschaftliche
Evidenz
Klinische
Erfahrungen
Patienten-
Werte/Ethik
Abb. 2: Komponenten der
Entscheidungsfindung
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