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PUT Nr.
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FOrschungsmagazin der Bergischen Universität Wuppertal
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Sommersemester 2014
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Lerntraining für Jugendliche mit Aufmerksamkeitsstörungen
Dialog erarbeitet. Gegebenenfalls erfolgen aber auch
direkte Instruktionen bzw. Strategieinstruktionen, bei
denen Lernen am Modell des Therapeuten ermöglicht
wird. Neben dem Modelllernen kommen Techniken der
Selbstinstruktion zum Einsatz, welche zu den kognitiven
Therapietechniken zählten, die sich bei älteren Kindern
bzw. Jugendlichen insgesamt und insbesondere auch
bei ADHS im Jugendalter als wirksam erwiesen haben
(Antshel, Faraone und Gordon, 2012).
Jugendliche mit ADHS benötigen in besonderer Wei-
se Unterstützung bei der Bewältigung biologischer und
normativer Entwicklungsaufgaben. LeJA greift hier auf
Aspekte des Coachings und auf den Selbstmanagement­
ansatz zurück (vgl. Kanfer, Reinecker und Schmelzer,
2012), so dass schulische Probleme aber auch andere
individuelle Probleme dialogisch behandelt werden. Das
Training erfolgt in einem Umfang von 20 Sitzungen.
Derzeit wird eine methodisch sehr sorgfältige Evalu-
ationsstudie im Prä-post-follow-up-Kontrollgruppen-
design fertiggestellt, die sich über insgesamt fünf Jahre
erstreckt und zur genauen Absicherung der Trainings­
effekte von LeJA dient. Im Folgenden werden erste Be-
funde auf Grundlage der bis zu diesem Zeitpunkt vorlie-
genden Daten vorgestellt.
Fragestellung:
Wie wirkt sich LeJA auf relevante Pro-
blemdimensionen sowie auf Kompetenzen des Jugend-
lichen aus Sicht von Eltern, Lehrern und Jugendlichen
selbst aus?
Stichprobe:
Zum jetzigen Zeitpunkt können
die Daten von 31 Teilnehmern der Evaluationsstudie
ausgewertet werden. Eine Gesamtteilnehmerzahl von
120 wird angestrebt.
Alle 31 Jugendliche (26 Jungen und 5 Mädchen) erfül-
len die diagnostischen Kriterien (nach DSM-IV-TR) für
»
eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung.
Das Alter der Jugendlichen beträgt imDurchschnitt 13,9
Jahre (Streuung 1,45) und liegt im Bereich des gewähl-
ten Einschlusskriteriums von 12 bis 17 Jahren. Die be-
suchten Schulformen sind Hauptschule (6), Realschule
(10), Gymnasium (3), Gesamt- (6) und Förderschule
(6). Es sind die Klassen 5 bis 10 vertreten.
Behandlungsgruppen und Methodik:
Die Jugendli-
chen werden zufällig (jedoch geschichtet nach Alter,
Geschlecht und Schulform) einer der drei Bedingun-
gen zugeordnet (Tab. 1). In der Interventionsgruppe
erhalten die Jugendlichen nach der Prämessung (T0)
umgehend das Lerntraining. Danach erfolgt die Post-
messung (T1). Weitere sechs Monate später (T2) wer-
den Follow-up-Daten erhoben. In der Kontrollgruppe
mit unspezifischer Intervention erhalten die Jugendli-
chen zwischen Prä- und Postmessung (T0, T1) ein Ent-
spannungstraining nach Jacobsen (Hofmann, 2003).
Im Anschluss daran erhalten sie das Lerntraining und
schließen mit einer dritten Messung ab (T2). Es ist an-
zumerken, dass ein Entspannungstraining ein strenges
methodisches Vergleichsmaß darstellt, da es ebenso
wie LeJA auf eine Erhöhung der Fähigkeit zur Selbstre-
gulation abzielt. Bei der Wartekontrollgruppe erfolgen
zu den Messzeitpunkten T0, T1 und T2 Datenerhebun-
gen ohne Intervention.
Um möglichst genaue Aussagen zu verschiedenen
Problembereichen sowie zum Kompetenz- und Wis-
senserwerb treffen zu können, wird zu jedem Messzeit-
punkt eine Reihe von Wirksamkeitsmaßen erhoben.
Eine Übersicht über die Zielvariablen bzw. Erfolgskri-
terien, gewählte Messinstrumente sowie den verschiede-
nen Informationsquellen der Daten gibt Tabelle 2.