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PUT Nr.
11
FOrschungsmagazin der Bergischen Universität Wuppertal
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Sommersemester 2014
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Neben den Standards kognitiv-behavioraler Kind-
zentrierter Therapie, inklusive Psychoedukation, sowie
begleitende Eltern- und Lehreredukation sowie -bera-
tung zielt ein erster Schwerpunkt von LeJA auf einen
altersgemäßen partnerschaftlichen Beziehungsaufbau
ab, für den die ersten drei Sitzungen vorgesehen sind.
Die Wichtigkeit der Beziehungsgestaltung unterstrei-
chen vor allem die Forschungsergebnisse von Grawe
(z.B. 2005), die auch den Stellenwert der Ressourcenak-
tivierung hervorheben. Auf dieser positiven Grundlage
werden die weiteren Stunden gestaltet, etwa wenn so-
kratische bzw. Erkenntnisdialoge durchgeführt werden.
Die hohe Wirksamkeit operanter Verfahren ist in der
Kinder- und Jugendpsychotherapie unstrittig. Stellen
bei kleineren Kindern Token- und Response-Costver-
fahren durchaus effektive Verstärkungsformen dar, sind
bei Jugendlichen soziale Verstärkungen angezeigt und
zwar häufig und kontingent am Lernprozess orien-
tiert sowie als Verhaltensfeedbacks nach erfolgreichen
Schritten der Aufgabenbearbeitungen. Angestrebt bzw.
eingeübt werden im Kontext von Verbalisierungs- und
Selbstinstruktionstechniken insbesondere die (verbale)
Selbstbekräftigung bzw. Selbstverstärkung.
Überhaupt erfolgen beim LeJA intensive Phasen
des Einübens bzw. Trainierens von Aufgabenlösun-
gen, Lernstrategien und Prüfprozessen, stets begleitet
von verhaltensorientierten Rückmeldungen („explicit
practice“). Inhaltlich wird dabei auf mittelschwere ak-
tuell relevante Schulleistungsaufgaben zurückgegriffen,
die in wöchentlicher Abstimmung mit den Lehrkräften
des Jugendlichen ausgewählt werden. Das „richtige“,
d.h. auf den individuellen Lernerfahrungen aufbau-
ende Aufgabenlösen wird mit dem Jugendlichen im
ttention deficit (hyperactivity) disorders (ADD/
ADHD) are most prevalent in children and
adolescents. But, in German-speaking countries, there is
as yet no empirically based therapeutic concept for this
group. Conceived on an empirically researched basis of
effectiveness, the ‘LeYA’ project – ‘Learning for Young
People with Attention Deficit Disorders’ – aspires to fill
this gap. Its potential success is evident from the initial
evaluation of the concept and training program presented
here, which both demonstrate a high level of effectiveness.
A
{ Training adolescents with attention deficit disorder to learn }
The results are encouraging for the ongoing evaluation
of the training project based on wide random sampling
within the framework of a pre-post follow-up, multi-trait,
multi-method research design.
A
ufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstö-
rungen (ADHS) zählen zu den häufigsten Stö-
rungsformen im Kindes- und Jugendalter. Am höchsten
liegen die Prävalenzraten bei den 11- bis 13-Jährigen mit
7,1% und am zweithöchsten bei den 14- bis 17-Jährigen
mit 5,6% (Huss, Hölling, Kurth & Schlack, 2008), wobei
sich die Symptomatiken im Unterschied zum Kindesal-
ter im Jugendalter anders darstellen.
Statt der kindlichen Kardinalsymptomatik der Hy-
peraktivität erleben die Jugendlichen häufiger eine in-
nere Unruhe und Nervosität. Die eingeschränkte Dauer-
aufmerksamkeit, Konzentrationsprobleme und erhöhte
Ablenkbarkeit äußern sich bei Jugendlichen in Form
großer Leistungsprobleme in Schule und Ausbildung,
die an die Altersgruppe immer komplexere Anforderun-
gen stellen. Die entwicklungsbedingt ohnehin schwieri-
gen elterlichen und besonders bedeutsamen Gleichaltri-
genbeziehungen sind verstärkt konfliktbelastet.
Die Therapieergebnisse stellen sich bzgl. jugendlicher
ADHS als sehr unbefriedigend dar, so dass innovative
Interventionskonzepte gefordert werden. Da im deut-
schen Sprachraum bisher keine empirisch fundierte
Therapiekonzeption für ADHS im Jugendalter vorliegt,
wurde „LeJA“, ein „Lerntraining für Jugendliche mit
Aufmerksamkeitsstörungen“, entwickelt (Linderkamp,
Hennig & Schramm, 2011). LeJA trägt sowohl der
ADHS-spezifischen Problematik als auch der Entwick-
lungssituation der betroffenen Jugendlichen Rechnung.
LeJA wurde eine Therapiekonzeption zugrunde ge-
legt, die auf therapeutischen Techniken basiert, welche
sich in empirischen Studien als wirksam bei der Be-
handlung von Jugendlichen mit ADHS oder verwandten
Störungsbildern erwiesen haben.
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