Seite 21 - Output11

Basic HTML-Version

BUW.
OUT
PUT Nr.
11
FOrschungsmagazin der Bergischen Universität Wuppertal
/
Sommersemester 2014
21
Sporttherapie“ (PST) entwickelt. Diese beinhaltet von
der Grundstruktur ein Lernprogramm zur prakti-
schen und theoretischen Einübung sporttherapeuti-
scher Inhalte, angepasst an das jeweilige Krankheits-
bild, mit einem über Trainingspläne supervisionierten
Eigentraining. Die strukturelle Umsetzung erfolgt mit
sogenannten „Sportcamps“, die über vier Tage an zen-
tralen Stellen in Deutschland, aber auch der Schweiz
durchgeführt werden.
Die Abbildungen 1 und 2 stellen praktische Beispie-
le aus einem Sportcamp dar. Im Rahmen dieser Sport-
camps erfolgt auch immer eine umfangreiche Unter-
suchung der Patienten, damit die Sporttherapie auch
individualisiert an die Gegebenheiten des Patienten
angepasst werden kann (Abb. 3 und 4). Auf die Sport-
camps folgt dann ein Eigentraining und nach sechs Mo-
naten dann das gemeinsame nächste Sportcamp. Die
Erfahrung nach nunmehr 26 Sportcamps zeigt, dass die
Struktur solcher Therapiecamps erfolgreich ist, aller-
dings die Phase des Eigentrainings durchaus motivatio-
nal ihre Grenzen hat. Trotzdem ist das zentrale Ziel, ein
Modell der Hilfe zur Selbsthilfe zu schaffen und über die
Entwicklung von Eigenkompetenzen auch ein Teil the-
rapeutische Verantwortung auf die Schultern von Pati-
enten zu übertragen, gelungen und aus unserer Sicht ein
wichtiger und lohnender Weg. Wenn man weiß, worum
es geht, wenn man Möglichkeiten eigener Initiativ-
obwohl dies aufgaben- und ausbildungsspezifisch
durchaus sinnvoll ist.
Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang immer
stellt: Wer ist bereit, notwendige Studien zu unterstüt-
zen, bei einem prozentualen Zuwachs des Effektes, aber
durchaus auch entsprechender Zunahme der Therapie-
kosten? Denn eine qualitativ hochwertige Therapie muss
auch entsprechend entlohnt werden. Es erscheint drin-
gend notwendig, auf wissenschaftlicher Ebene Inhalte
und Konzepte zu entwickeln, die die Sporttherapie wei-
ter optimieren helfen und dann entsprechend adaptiert
mit dem Patienten zusammenbringen. Am Ende muss
dies aber auch alles bezahlbar bleiben.
Die klassische Sporttherapie ist an ein klassisches
Umfeld, klassische Trainingszeiten und einen präsenten
Sporttherapeuten vor Ort gebunden. Im Rahmen von
vielen eigenen Studien zur Sporttherapie wurde schon
frühzeitig klar, dass ein eigenständiges therapeutisch
begründetes Training zur Ergänzung fixierter sportthe-
rapeutischer Übungsstunden hilfreich sein kann. Insbe-
sondere bei der sporttherapeutischen Behandlung von
Erkrankungen mit niedriger Prävalenzrate ist eine klas-
sische Trainingsgruppe aufgrund der langen Anfahrts-
wege zu einem Therapiezentrum nicht möglich.
Um für Patienten mit diesen selteneren Erkran-
kungen trotzdem eine Sporttherapie zu ermöglichen,
wurde das Wuppertaler Modell der „Programmierten
{ Programmed Sports Therapy }
»
Abb. 3: Untersuchung des
Gelenkstatus mit Hilfe eines
Goniometers.
Abbildung 4: Sonographische
Diagnostik im Rahmen eines
Sportcamps.