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PUT Nr.
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FOrschungsmagazin der Bergischen Universität Wuppertal
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Sommersemester 2014
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langen Arbeitstagen frühzeitig dunkel und regnerisch
sowieso. Glücklicherweise kommt der Sommer und die
langen hellen Abende – allerdings sollte der Ehrgeiz do-
siert und nicht zu hoch angesetzt werden: langsam be-
ginnen und langsam steigern, heißt das Motto.
Auch für den nicht Langdistanz betreibenden Triath-
leten gibt es einen Streif am Horizont. Denn wie wir aus
anderen Zusammenhängen wissen, macht „Kleinvieh
auch Mist“ und so verhält es sich auch bei der körperli-
chen Aktivität. Studientechnisch ist nachgewiesen, dass
auch geringere Portionen an körperlicher Aktivität gute
Effekte haben. Als Maß der sinnvollen Aktivität wird
gerne der zusätzliche Kalorienumsatz pro Woche durch
körperliche Aktivität herangezogen. Nimmt man hier
als Basis den empfohlenen Umfang von 1000 bis 2000
Kalorien Mehrverbrauch über körperliche Aktivität pro
Woche, ist dies ein hohes Ziel, weil das übertragen min-
destens zwei bis vier Stunden schweißtreibendem Sport-
treiben pro Woche entspricht.
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Eine solche Empfehlung
ist als Motivationsquelle für den Start in ein körperlich
aktiveres Leben deshalb häufig wenig hilfreich. Im über-
tragenden Sinne würde dies nämlich bedeuten, als Start
in eine Lesekarriere z.B. Leo Tolstois „Krieg und Frie-
den“ zu wählen; die gebundene Auflage hat hier durch-
aus über 1500 Seiten. Wie eine gute Kurzgeschichte soll-
ten kleinere Portionen an körperlicher Aktivität besser
verdaulich sein. Am Ende gibt es selten gute Gründe
gegen eine angepasste körperliche Aktivität. Schön ist es
– und wahrscheinlich aus gesundheitlicher Sicht wert-
voller – wenn dies aus Vergnügen und Freude an der
Bewegung und nicht auf der Basis des drohenden the-
rapeutischen Zeigefingers erfolgt. Der entspannende Ef-
fekt ist gesundheitsspezifisch nicht zu unterschätzen.
»
I
{ Programmed Sports Therapy }
t is generally agreed that physical activity is good
for health, and that sports have an important role
to play in preventive medicine as well as rehabilitati-
on. Moreover, the best results, especially in rehabilita-
tion, have been achieved under professional super-
vision in the context of a sports therapy program.
However, the classical group therapy offered by reha-
bilita-tion centers cannot cover conditions with low
prevalence rates – the sheer distances to be covered
preclude this. In order to provide patients in this group
with sports therapy, we have, therefore, developed
the Wuppertal Programmed Sports Therapy model
(PST), in which patients are taught, both theoretically
and practically, in centrally organized sports camps
how to continue their training individually under
supervision. The focus here is on self-help and the
development of individual sports-therapy competencies
within a tailored framework. The model has a ten-year
proven track record in the treatment of hemophilia.
Undergoing continuous scientific refinement, its appli-
cation is currently being extended to other diseases such
as arthritis and diabetes mellitus.
K
örperliche Bewegung unterstützt die Gesund-
heit und beugt Krankheiten vor. Dies ist heut-
zutage sicherlich vielen Menschen bekannt. Mitunter
verwundert es trotzdem, dass viele Menschen doch eher
einen inaktiven Lebensstil pflegen. Zwar ist der Ak-
tivurlaub mit Radfahren oder Wandern im absoluten
Trend, trotzdem kennt jeder sicher eine große Zahl an
„Couch-Potatoes“. Wir können heute mit guten Studi-
enzahlen belegen, dass eine Zunahme der körperlichen
Aktivität das Leben verlängern hilft, aber auch dies ist
eigentlich keine neue Information
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.
Hat man den „Faust“ von Johann Wolfgang von
Goethe zur Hand, kannman dies dort schon nachlesen.
Als lebensverlängernde Maßnahme, als Alternative
zum Zaubertrank, wird hier klar aufgezeigt, wie man
eigenständig und ohne große Hilfsmittel sein Leben
verlängern kann. In der Hexenküchen-Szene steht ge-
schrieben: „Begib dich gleich hinaus aufs Feld, Fang
an zu hacken und zu graben …“, verbunden mit vielen
weiteren Vorschlägen, die aber – durchaus vergleich-
bar zur heutigen Zeit – mit entsprechendem Unbe-
hagen von Faust beantwortet werden. Auch er frönte
durchaus stärker dem einfachen Leben ohne größere
Anstrengung: „Das bin ich nicht gewöhnt, ich kann
mich nicht bequemen, den Spaten in die Hand zu neh-
men…“. Dann muss am Ende der Zaubertrank herhal-
ten, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Viele Erkrankungen in der industrialisierten Welt
sind einer Bewegungstherapie gut zugänglich. Was steht
dann aber zur Argumentation gegen eine suffiziente
körperliche Aktivität zur Verfügung? Als Rechtfertigung
für die zu geringe körperliche Aktivität dient uns allen
häufig die fehlende Zeit. Vor allem imWinter ist es nach
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