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PUT Nr.
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FOrschungsmagazin der Bergischen Universität Wuppertal
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Sommersemester 2014
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nternational surveys of primary and secondary
education often highlight the unusually close con-
nection in Germany between social background and
school performance. However, the public debate on the
parameters of educational success generally ignores – or
at least neglects – the role played by children’s health.
Children from socially disadvantaged families are on
average less healthy from birth onward than their more
privileged peers – and a child’s health has a discernible
impact on cognitive development, and hence on success
at school and in life’s subsequent opportunities. In this
context, the University of Wuppertal’s Department of
Health Systems Economics and Management is cur-
rently researching the connection between the health
and cognitive development of children and the educa-
tional levels of adults. A series of empirical studies is fo-
cusing on the close mutual relation between health and
education, viewed as an important human resource for
access to the labor market, achievement of income, and
productive activity even outside the labor market.
I
G
esundheit stellt neben Bildung einen der bei-
den zentralen Bestandteile des Humanvermö-
gens dar. Sowohl die Gesundheit als auch die Bildung
des Menschen entwickeln sich im Lebenslauf stetig
weiter und beide stehen in einem engen Wechselver-
hältnis. So ist gut dokumentiert, dass besser Gebildete
zeitlebens gesünder sind und länger leben. Gemeinsam
bestimmen Bildung und Gesundheit nicht nur die Pro-
duktivität des Menschen am Arbeitsmarkt, im Haus-
halt, in der Freizeit, sondern auch die Fähigkeit, am
Leben teilzuhaben und es zu genießen.
In der empirischen Gesundheitsökonomik wird Ge-
sundheit als wirtschaftliche Ressource sowohl in ihren
sozialen und ökonomischen Determinanten als auch in
ihren sozialen und ökonomischen Auswirkungen aus
einer umfassenden Lebenszyklus-Perspektive heraus
erforscht. Das Spektrum der Forschungsarbeiten am
Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie und -management
reicht daher von Fragen pränataler Umweltein­flüsse
auf späteren Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg bis hin
zu sozialen Unterschieden in der Gesundheit von Men-
schen in ihrem letzten Lebensjahr. Dabei gilt das Augen-
merk auch intergenerativen Aspekten, etwa dem Zu-
sammenhang zwischen Bildung sowie sozialem Status
der Eltern und der Gesundheit von Kindern.
Abbildung 1 verdeutlicht diesen Forschungsansatz.
Die vertikalen gestrichelten Linien kennzeichnen die
Generationengrenzen. Jeder Pfeil – ob über Genera-
tionengrenzen hinweg oder innerhalb einer Person –
stellt eine vermutete Kausalbeziehung dar, die separat
erforscht werden muss. Mit Hilfe dieses konzeptuellen
Rahmens lässt sich der intergenerative Transmissions-
mechanismus von Humanvermögen verdeutlichen:
{ Health, cognitive development and educational success }
Ein niedriger sozialer Status der Eltern führt zu einer
schlechten Gesundheit der Kinder, diese führt wie-
derum über mangelnde Bildung zu einem niedrigen
sozialen Status der Kinder als Erwachsene. Gleich-
zeitig führt schlechte Gesundheit im Kindesalter zu
schlechter Gesundheit im Erwachsenenalter. Bei dem
beschriebenen Transmissionsmechanismus handelt es
sich um eine Art Teufelskreis, der an verschiedenen
Stellen durch die Wahl geeigneter Politikmaßnahmen
durchbrochen werden kann.
Die Erforschung von Kausalbeziehungen ist nun
von zentraler Bedeutung, will man politischen Ent-
scheidungsträgern geeignete Interventionspunkte im
Lebenszyklus des Menschen aufzeigen, etwa zur Verbes-
serung der Bildungs- und Gesundheitschancen junger
Menschen, zur Verbesserung der allgemeinen Gesund-
heit der Bevölkerung oder zur Verminderung sozialer
Ungleichheit in Gesundheit. Die Identifikation erfolg-
versprechender Interventionspunkte erfordert – genau
wie in der Medizin – eine möglichst präzise Erfassung
der Zusammenhänge von Ursachen und Wirkungen.
Aus ethischen Gründen stehen nur in seltenen Fällen
randomisierte, kontrollierte Studien zur Verfügung. Im
Regelfall müssen kausale Mechanismen mit einem an-
spruchsvollen ökonometrischen Instrumentarium aus
Beobachtungsdaten hergeleitet werden. Die Simulta-
nität unterschiedlicher Kausalbeziehungen stellt dabei
eine methodische Herausforderung dar.
Im vorliegenden Beitrag werden exemplarisch die
Ergebnisse einiger Arbeiten zum Zusammenhang von
kindlicher Gesundheit und kognitiver Entwicklung
bzw. Bildungserfolg vorgestellt (in Abbildung 1 durch
den blauen Pfeil gekennzeichnet). Die Auswahl zeigt
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