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PUT Nr.
11
FOrschungsmagazin der Bergischen Universität Wuppertal
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Sommersemester 2014
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Leider sind aber auch hier wenige Erkenntnisse durch
wiederholte Querschnitts- oder durch Längsschnittun-
tersuchungen empirisch solide unterfüttert, so dass Wis-
senschaftler sich untereinander hier gelegentlich sogar
ein „Ergebnis- statt Erkenntnisinteresse“ unterstellen.
Die umfangreiche Datenlage aus den langjährigen
DüMo-Forschungen ist auch hier hilfreich. Am Beispiel
des Ausdauertests „6-Minuten-Lauf“ konnten wir z.B.
kürzlich im 10-Jahres-Vergleich nachweisen, dass die
Leistung der Kinder zwar von Jahr zu Jahr schwankt,
sich aber kein Trend zur Leistungsverschlechterung –
eher sogar zur Verbesserung – feststellen lässt. Wie beim
Thema Gesundheit und Adipositas zeigt sich jedoch
auch hier wiederum ein deutlicher sozialer Gradient, da
die Ergebnisse vorwiegend in den Räumen mit erhöhter
sozialer Belastung (Arbeitslosigkeit, Sozialhilfe, Wohn-
raum, Migration) tatsächlich bedenklich schlecht aus-
fallen, sich dagegen in den weniger belasteten Räumen
erfreulich positiv entwickeln.
Die geschilderten Forschungen des Arbeitsbereichs
haben in den vergangenen Jahren zu einer soliden Da-
tenbasis und – in Kooperation mit den federführend
tätigen Ämtern der jeweiligen Drittmittel-Partner – zu
einer Fülle zielführender Fördermaßnahmen geführt.
Darüber hinaus befruchten die empirischen Erkennt-
nisse den wissenschaftlichen Diskurs und konterka-
rieren zum Teil erfreulicherweise die weit verbreiteten,
populären Defizit-Hypothesen zu Gesundheit, Aktivität
und Fitness von Kindern, ohne dabei aber bedenkliche
Ergebnisse zu verharmlosen. Hier ist in den nächsten
Jahren sicher der Fokus auch weiter auf eine differen-
zierte Analyse zu legen.
www.fitness-gesundheit.uni-wuppertal.de
ca. 50 bis 60%Vereinszugehörigkeit im Grundschulalter
durchaus bemerkenswert.
Zusammengefasst gilt: Kinder sind zum überwiegen-
den Teil aktiv und auch gesund. Laut KiGGS bezeichne-
ten 90,8% der Kinder und Jugendlichen ihren Gesund-
heitszustand als gut oder sehr gut, 75,8% der Drei- bis
Zehnjährigen spielen fast täglich im Freien, 48,9% sind
ein- bis zweimal pro Woche im Verein aktiv. Ähnliche
Werte konnten wir auch für Kinder in DüMo ermitteln.
Große Sorge bereitet seit Jahren die sog. „Adipositas-
Epidemie“ im Erwachsenen- wie auch im Kindesalter.
Demnach ist in den letzten Jahrzehnten ein stetiger
Anstieg der Zahl übergewichtiger, speziell schwer über-
gewichtiger (adipöser) Kinder zu verzeichnen gewesen.
Laut Normwerten aus 2001 wären in Deutschland 10%
der Kinder als übergewichtig, davon 3% als adipös zu
erwarten gewesen. Tatsächlich waren es in der bun-
desweiten KiGGS-Studie im Mittel aller Altersgruppen
15%, davon 6,7% im adipösen Bereich.
Zu Beginn wurden in DüMo diese Zahlen nicht nur
bestätigt, sondern mit anfangs über 18% sogar über-
troffen. Zum Teil jedoch war das dem großstädtischen
Milieu geschuldet, wo eine stärkere soziale Belastung
vorherrscht. Im Laufe der letzten Jahre zeigte sich je-
doch ein erfreulicher Trend. Entgegen der Befürch-
tung einer weiteren Zunahme kam es nach fünf Jahren
DüMo stattdessen zu einem deutlichen Rückgang der
Prävalenz, die momentan nur noch ca. 12 bis 13% be-
trägt (Abb. 3).
Die besagte Defizit-Hypothese ist auch besonders
verbreitet in Bezug auf die motorische Leistungsfähig-
keit bzw. Fitness von Kindern, denen gelegentlich sogar
die Fähigkeit zum Rückwärtslaufen abgesprochen wird.
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{ Fitness, activity and health in children }