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PUT Nr.
8
FOrschungsmagazin der Bergischen UniversitätWuppertal
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Wintersemester 2012/2013
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länger berufliche Positionen „blockieren“. Die rein nu-
merische Übermacht der Jungen wird nicht zuletzt dazu
führen, dass sich deren Interessen in den häufig autori-
tär-paternalistisch strukturierten politischen Systemen
konfliktreich artikulieren.
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Schnelles Bevölkerungswachstum und die zunehmen-
de Alterung der afrikanischen Gesellschaften sorgen im
Verbund mit Modernisierungsprozessen für eine Ver-
schärfung der sozialen Ungleichheiten und damit für
neue politische Konflikte. Geburtenraten variieren auch
in afrikanischen Ländern schicht- und milieuspezifisch
und verstärken so Armutsprozesse. Fehlende oder nur
ansatzweise vorhandene soziale Sicherungssysteme wer-
den bei gleichzeitiger Erhöhung des Anteils alter Men-
schen und der Auflösung traditioneller Familienstruktu-
ren zu einer raschen Zunahme von Altersarmut führen.
Das hohe Bevölkerungswachstum geht zudemmit Urba-
nisierungsprozessen einher, so dass eine weitere Verslu-
mung von städtischen Agglomerationen zu erwarten ist.
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Schnelles Bevölkerungswachstum hat einen klaren
Gender-Bezug, ist doch die Stellung und Rolle der Frau
in der Gesellschaft ein Schlüsselelement bei demogra-
phischen Entwicklungen (frühes Verheiratetsein; zu
frühe, zu späte und risikoreiche Schwangerschaften; Bil-
dung von Frauen häufig ungenügend für die Familien-
planung; mangelndes Wissen über Verhütung, fehlende
Verhütungsmittel; hohe Kinderzahlen als Mittel sozialer
Anerkennung und als ökonomische (Über-)Lebensver-
sicherung) und für den demographischen Übergang.
Diesbezüglich sind Geschlechter- und Rollenkonflikte
unausweichlich.
In Europa – insbesondere in Deutschland und den
süd- sowie ostmitteleuropäischen Ländern – verlau-
Konfliktpotenziale demographischer Entwicklungen
fen die demographischen Prozesse genau anders her-
um: Geringe Fertilitäts- und Geburtenraten, geringer
und weiter abnehmender Jugendanteil und die rasante
Überalterung der Gesellschaft führen in den nächsten
Jahrzehnten nicht nur zu einem relativen, sondern auch
zu einem absoluten Bevölkerungsrückgang. Die damit
einhergehenden Herausforderungen wurden in den In-
dustrieländern lange Zeit unterschätzt. Erfahrungen mit
der (natürlichen) Schrumpfung von Gesellschaften lie-
gen nämlich nicht vor.
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Ökonomisch gesehen stellt der demographischeWan-
del die europäischen Länder vor neuartige Herausfor-
derungen: Die schrumpfende Bevölkerung und die ver-
änderte Bevölkerungsstruktur führen bereits kurz- und
mittelfristig zu einer Verminderung des Erwerbsperso-
nenpotenzials und zu einem regelrechten Arbeitskräf-
temangel. Damit werden die Rahmenbedingungen von
Wachstum und Wohlstand in Mitleidenschaft gezogen.
Die Gütermärkte werden durch veränderte Konsum-
und Nachfragestrukturen durcheinander gewirbelt.
Eine Folge der oben genannten Entwicklung wird auch
die veränderte Nachfrage nach Wohnraum, die Entvöl-
kerung von ökonomisch unattraktiven Landstrichen
und damit einhergehende Migrationsprozesse sowie der
Niedergang von Vermögenswerten sein. Die darin zum
Vorschein kommenden Schrumpfungskonflikte werden
allerdings Gewinner und Verlierer haben, positive und
negative Aspekte werden höchst ungleich verteilt sein.
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In sozialer Hinsicht wird die Überalterung der Ge-
sellschaften v. a. Auswirkungen auf die sozialen Siche-
rungssysteme haben. Renten- und Sozialversicherung
sind auf der gegenwärtigen Grundlage mit immer we-
niger Einzahlern und immer mehr Verbrauchern nicht
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