Seite 12-13 - Jahres-Magazin_2011_WEB

Basic HTML-Version

12
Bergische Kompetenz für Gesundheitsmanagement
Der Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie und -management an der
Schumpeter School of Business and Economics der Bergischen Uni-
versität Wuppertal besteht seit September 2010. Erster Lehrstuhlin-
haber ist der 43-jährige Volkswirt Prof. Dr. Hendrik Jürges, der damit
zugleich die von der Barmenia Versicherung – zunächst für fünf Jah-
re – gestiftete Professur innehat. Die Aufgaben des Lehrstuhls beste-
hen in Forschungs- und Lehrtätigkeiten zu Fragestellungen an der
Schnittstelle von Gesundheit und Ökonomie. Der Lehrstuhlinhaber
trägt als Programmdirektor die Verantwortung für Gestaltung und
Organisation des seit Wintersemester 2010/11 neu eingerichteten
Bachelor-Studiengangs „Gesundheitsökonomie und -management“
an der Schumpeter School.
Gesundheit als ökonomische Ressource
Ziel des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie und –management ist
es, Gesundheit als wirtschaftliche Ressource sowohl in ihren sozi-
alen und ökonomischen Determinanten als auch in ihren sozialen
und ökonomischen Auswirkungen aus einer umfassenden Lebenszy-
klus-Perspektive heraus empirisch zu erforschen. Gesundheit steht
in dieser Betrachtung in einem engen Wechselverhältnis zu Bildung
als weiterer wichtiger Humanressource, Arbeitsmarktbeteiligung,
Einkommen und produktiver Tätigkeit außerhalb des Arbeitsmarkts.
Diese Wechselverhältnisse lassen sich über das gesamte Leben
hinweg nachweisen. Das Spektrum der Forschungsarbeiten am
Lehrstuhl reicht daher von Fragen der Einflüsse pränataler Umwelt-
einflüsse auf späteren Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg bis hin zu
sozialen Unterschieden in der Gesundheit von Menschen in ihrem
letzten Lebensjahr.
Identifikation von gesundheitspolitischen Interventionspunkten
Leitgedanke der Forschung am Lehrstuhl ist, dass sie gesundheits-
politisch relevant ist und politischen Entscheidungsträgern geeigne-
te Interventionspunkte im Lebenszyklus des Menschen aufzeigen
soll. Unter Interventionspunkten versteht man dabei die Kombina-
tion von Zeitpunkten und Zielgrößen politischer Maßnahmen, etwa
zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit der Bevölkerung, zur
Verminderung sozialer Ungleichheit in Gesundheit oder – etwas
konkreter – zur Vermeidung nachteiliger gesundheitlicher Folgen
von Arbeitslosigkeit. Die Identifikation erfolgversprechender Inter-
ventionspunkte erfordert, genau wie in der Medizin selbst, eine
möglichst präzise Erfassung der Zusammenhänge von Ursachen und
Wirkungen. Ökonomen stehen dabei aus ethischen Gründen nur in
seltenen Fällen randomisierte, kontrollierte Studien zur Verfügung.
Im Regelfall müssen kausale Mechanismen mit einem anspruchs-
vollen ökonometrischen Instrumentarium aus Beobachtungsdaten
hergeleitet werden.
Nationale und internationale Vernetzung
Exzellente Forschung ist ohne Vernetzung nicht denkbar. Der
Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie und -management ist daher
in vielfältiger Weise in bilaterale Kooperationen und internationale
Forschungsnetzwerke eingebunden. So ist Prof. Jürges z.B. als Area
Coordinator inhaltlich verantwortlich für das Erhebungsprogramm
des Survey of Health, Ageing and Retrement in Europe (SHARE)
im Bereich Health Care. SHARE ist eine Europäische Forschungsin-
frastruktur der interdisziplinären Alternsforschung mit derzeit 15
beteiligten Ländern. Gemeinsam mit dem Munich Center for the
Economics of Aging ist der Lehrstuhl auch als deutscher Partner am
International Social Security Projekt des National Bureau of Econo-
mic Research (NBER) unter der Leitung von David Wise beteiligt.
Autor:
Prof. Dr.
Hendrik Jürges
Lehrstuhl für Gesundheits-
ökonomie und -management
(Barmenia Stiftungsprofessur)
Schumpeter School of Business aND ECONOMICS / LEHRE UND STUDIUM