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so als Showman, Snob, Dandy und Schürzenjäger. Er
heiratet 1937 in dritter Ehe Romaine Elizabeth Boody,
eine vermögende Wirtschaftswissenschaftlerin, die es
sich zur Aufgabe macht, Schumpeter ein komfortab-
les und störungsfreies Arbeitsleben zu ermöglichen.
Sie umhegt ihn als Chauffeurin, Forschungsassisten-
tin und Haushälterin in einem. Aber auch in den USA
wird er von Frustration und Depression eingeholt. In
den vierziger Jahren gewinnen die Studierenden ver-
stärkt den Eindruck, dass seine Zeit vorbei ist. Mit der
zunehmenden Hinwendung zur historischen Metho-
de stößt er bei den Kollegen auf Ablehnung, denen er
seinerseits Engstirnigkeit vorwirft und sich distanziert.
Unstimmigkeiten in Berufungsfragen und weitere Er-
eignisse lassen Schumpeter das Leben unerträglich er-
scheinen, zusätzlich drückt der Zweite Weltkrieg seine
Stimmung. Zwar ist er sich bewusst, ein bekannter
Ökonom zu sein, doch hält er sich für einen Versager,
für einflusslos, unfähig zu führen.
Hinzu kam zunehmende persönliche und politische
Isolation, nicht zuletzt wegen antisemitischer und ras-
sistischer Äußerungen. Insgesamt aber ist wohl den be-
rühmten Schumpeter-Schülern Kenneth Galbraith und
Paul Samuelson zuzustimmen, die ihn weder als anti-
semitisch noch rassistisch einschätzen, sondern ledig-
lich von unbedachten Äußerungen in Zuständen emoti-
onaler Schwäche und Depression ausgehen. Nach dem
Krieg besserte sich Schumpeters Stimmung, doch bis
zu seinem Tode fühlte er sich einsam, isoliert und un-
glücklich. Schumpeters eigene kritische und emotional
eingetrübte Einschätzung bezüglich seiner Person aber
täuschte. Er wurde zu Lebzeiten und bis heute als einer
der größten Wirtschaftstheoretiker anerkannt.
Am 8. Januar 1950 stirbt Joseph A. Schumpeter in Ta-
conic, Connecticut, USA, an den Folgen eines Gehirn-
schlags.
Prof. Dr. Hans Frambach
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Bildquelle: Zora Recker
Brief Schumpeters Bildquelle: Zora Recker